Zukunft braucht Herkunft

Im Durcheinander der Vielfalt der Meinungen besteht leicht die Gefahr, die persönliche Orientierung zu verlieren. Dann wird jede Aussage und Behauptung gleichwertig. Aber genau auf die Wertigkeit und die Werte kommt es an. Wer als erwachsener Mensch für sich ein schlüssiges Wertekonzept erarbeitet hat, ist für die Parolen von Angstmachern und Verführern weniger anfällig.
Leider haben die Ereignisse am 24. Oktober 2020 in Weiden gezeigt, dass der Prozess der Verschiebung des Sagbaren auch in der nördlichen Oberpfalz bereits weit fortgeschritten ist.

Der Sozialwissenschaftler Wilhelm Heitmeyer hat für dieses Verschwimmen von Grenzen den Begriff des „Konzentrischen Eskalationskontinuums“ entwickelt. Er beschreibt diese schwer einzudämmenden Fehlentwicklungen und Gefährdungen unseres demokratischen Gemeinwesens mit dem Bild von Zwiebelschalen.
Die verschiedenen Zwiebelschalen sind über Legitimationsbrücken und die Ideologie der Ungleichwertigkeit miteinander verbunden und erleichtern damit fließende Übergänge.
Außen beginnt es mit dem Alltagsrassismus mancher Bevölkerungsgruppen bis in die vermeintliche Mitte der Gesellschaft hinein, die nächste Schale bildet der autoritäre Nationalradikalismus bis in die Parlamente und Stadträte hinein, der Ausgrenzungen durch die Ideologie der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit ein Podium gibt, was von manchen Medien und damit der veröffentlichten Meinungen gerne aufgegriffen wird.
Im Kern der Zwiebel befinden sich am Ende dann rechtsextreme Netzwerke in den Organen der Strafverfolgung oder der monopolisierten staatlichen Gewalt bis hin zu Gewalttaten von so genannten Einzeltätern, die sich durch vermeintliches Widerstandsrecht und Freiheitsparolen in ihren Einstellungen bestätigt sehen.

In der Region Weiden reichte das von Vorwürfen einer „Jens Meyer Diktatur“, über das Abdrängen von Medienvertreterinnen, dem Anspucken von Journalisten bis hin zu Gewaltaufrufen gegen einen demokratisch gewählten Bürgermeister.

Menschen mit einem gefestigten Wertesystem und Weltbild sind den Verführungen von Populisten widerständiger. Der ethisch legitimierte Widerstand zeigte sich in den Jahren 1933 bis 1945 und muss auch heute deutlich ausgesprochen werden. Das Weltbild des demokratischen Sozialismus nährt sich aus den Traditionen der Arbeiter*innenbewegung, des europäischen Humanismus und des Christentums.

Wer weiß, wo er herkommt, hat einen Anker, der Halt und Orientierung gibt, um den Weg in eine menschliche Zukunft für die Mehrheit der wirklich friedliebenden Menschen in diesem Land zu gestalten und Angstmachern und Verführern frühzeitig und entschlossen entgegenzutreten.