Erinnerung an Kurt Eisner

Im Rahmen der erweiterten Feierlichkeiten zum „Tag der deutschen Einheit“ wurde eine Kastanie zum andenkne an den ertsen bayerischen Ministerpräsienten Kurt Eisner in der Kurt-Eisner-Anlage gepflanzt.

Oberbürgermeister Kurt Seggewiß führte aus, Kurt Eisner habe während seiner lediglich 100 Tage dauernden Amtszeit den Grundstein dafür gelegt, welche Entwicklung die Kommune seitdem zurückgelegt hat und welche Rolle Weiden als kreisfreie Stadt als Oberzentrum der nördlichen Oberpfalz heute einnimmt. Am 16. Dezember 1918 hat der erste bayerische Ministerpräsident nach der monarchistischen Zeit das Dokument über die Kreisfreiheit unterzeichnet und zum 1.1.1919 trat die Regelung in Kraft.
Herbert Schmid stellte angesichts der erfreulichen Entwicklung die Frage: Warum es so große Probleme mit der Anerkennung der Person in Bayern und Weiden gebe? Warum konnte der Bayerische Ministerpräsident Söder Kurt Eisner nicht ein einziges Mal beim Festakt 100 Jahre Freistaat Bayern erwähnen, lieber aber die Modernität der monarchistischen Verfassung von 1818 herausstellen? Lag es daran, dass der Dichter und Journalist ein „Preuße“ gewesen sei, der am 14. Mai 1867 in Berlin geboren wurde? Oder gar, dass der erste Ministerpräsident Bayerns nach dem 1. Weltkrieg Jude war, weil er einer jüdischen Kaufmannsfamilie entsprang?

Die Fakten sind kurz zusammengefasst:
Eisner war bis 1905 Leitender Redakteur des „Vorwärts“, der Parteizeitung der SPD. 1910 zog er nach München. Ab 1907 war er USPD Mitglied. Am 7. November 1918 rief er den Freistaat Bayern aus, nach einer friedlichen Revolution (!) und Abschaffung der Monarchie. Am 21. Februar 1919 wurde er von dem Studenten Graf Arco von Valley, einem Blaublütigen, ermordet.
Den Nachkommen Kurt Eisners wurde in den 70er Jahren das öffentliche Andenken an den unbequemen Vorfahren verweigert. Erst am 7.11.2018 gab es unter dem Titel „Die Freiheit erhebt ihr Haupt“ eine Ausstellung und einen Festakt in Kunsthalle München.

Und in Weiden?
Eisner selbst sprach am 7. Januar 1919 im ehemaligen Hotel Anker. Am 28. Februar 1919, auf Rückreise vom Rat der Volksbeauftragten in Berlin, nahm er an einer Versammlung des Weidener Arbeiterrates teil. Worauf es zu einer nächtlichen spontanen Großkundgebung vor Altem Rathaus kam.
Am 9. November 1979 sprach Freya Eisner, Enkelin und SZ-Journalistin in Weiden zum Thema „Kurt Eisner. Die Politik des libertären Sozialismus“ auf Einladung von Bernhard M. Baron und den Jusos in Weiden.
Bevor der Antrag von Roland Richter vom November 2018 eine Kurt-Eisner-Straße im Stadtgebiet nach dem Sozialisten zu benennen, zu einem einstimmigen Beschluss im Stadtrat am 10. Dezember Stadtrat führte, gab es viele vergebliche Abläufe. In den 70er Jahren unter Oberbürgermeister Hans Schröpf ist eine Entscheidung in einem Ausschuss stecken geblieben. Der Antrag von Veit Wagner aus der Fraktion der Grünen vom 13.2.2011 brachte keine positive Entscheidung. Ein Vorstoß der „SJD – Die Falken“ Anfang der 90er Jahre (Herbert Schmid) mit einer Aktion der Umbenennung der Sedan-Straße in Kurt-Eisner-Straße und parallelen Anträgen über Stadtjugendring und den Jugendhilfeausschuss sowie den Stadtrat (Karlheinz Rothballer) blieben damals ohne Erfolg. Von Seiten der offiziösen Stadtpolitik gab es sogar heftige, unsachliche Angriffe über die örtlichen Medien.

Roland Richter sprach angesichts der Morddrohungen gegen den Bundestagsabgeordneten Uli Grötsch von rauen Zeiten, auf die Politiker und Politikerinnen in diesem Land zusteuerten. Alle Demokratinnen und Demokraten seien gefordert über alle Parteigrenzen hinweg die Errungenschaften der Revolution von 1918 zu verteidigen.